Lilienthaler Jungwälder – Aufforstung

Lilienthaler Jungwälder – Aufforstung

Die Diskussionen um die Aufforstungen im Gemeindegebiet greifen uns zu kurz, da sie sich meist nur um Klimaschutz und CO² drehen. Dies sind wichtige Faktoren, aber bei Weitem nicht die Einzigen und Ausschlaggebenden.

Ingo Wendelken: „Als damaliger Antragsteller habe ich immer wieder die Belange des Arten- und Naturschutzes vorangestellt. Die Verwendungsmöglichkeiten als Friedwald oder sonstige Nutzungsideen sind in diesem Sinne und die zu diesem Zeitpunkt abwegig.“

Es schwingt immer das große Missverständnis mit, dass wir bei Arten-, Natur- und Klimaschutz, tatsächlich „die Arten die Natur und das Klima schützen“. „Klima“ ist ein Statistikbegriff, der lediglich die gesamte Witterung einer Region oder Klimazone über lange Zeit bezeichnet und ebenso wenig Schutz benötigt wie die Natur.

Die Natur kann der Mensch nicht zerstören, die wird sich ständig erholen. Vielleicht dauert die Erholung 1000 bis 10000 Jahre im Extremfall (z.B. Tschernobyl, der Wald kommt zurück), das ist für die Natur aber keine Zeit, für den Menschen mit deutlicher kürzerer Lebenserwartung aber schon. Der Mensch ist jedoch von der Natur abhängig. Wir schützen also viel mehr uns selbst.

Es ist wichtig zu realisieren, dass es bei allen Schutzbegriffen darum geht, dass der Mensch auf diesem Planeten überlebensfähige Bedingungen für sich selbst erhält. Eine Aufforstung ist die nachhaltigste und langfristigste Investition überhaupt. Darum war 2019 die Ratsentscheidung auch eine sehr kluge. Bäume haben einen sehr langsamen, dann einen langen Lebensweg. Nicht selten überdauern die ausgewählten Bäume 5 Generationen, d.h. selbst die Ur-Ur-Ur-Enkel der heutigen jüngsten Generation wird von diesen Bäumen noch Nutzen haben.

Darum ist es auch ratsam, die nun gepflanzten Wälder gut zu pflanzen und sie auf den ersten Jahren mit genügend Wasser zu versorgen und vor äußeren Einflüssen zu schützen. Dann ist es wichtig den Wald einfach sich selbst zu überlassen, wenn man das größtmögliche Ziel erreichen will: ein intaktes umfangreiches Ökosystem. Der Wald besteht ja nicht nur aus Bäumen, durch die Hyphen entwickeln sich Pilze, durch die Baumgebilde entwickelt sich Lebensraum für Insekten, die wiederum von Vögeln…. usw.

So wertvoll bei Wäldern ab einem bestimmten Zeitpunkt keine menschliche Einflussnahme mehr erstrebenswert ist, sieht es bei der Thematik des Klimawandels ganz anders aus.

Möchten wir also Wälder als Mittel zum Kampf gegen den Klimawandel nutzen, dann müssen wir sie alt werden lassen.

Kritikfähig bei der Schaffung dieser Wälder sind einerseits die Lage beim Friedhof, die doch sehr nah an der Entlastungsstraße ist, was aber wohl aus Gründen der Verfügbarkeit nur schwer zu umgehen war, wie die damaligen Gespräche mit dem ehemaligen Bürgermeister Tangermann erinnern. Aber noch bedauerlicher ist die fehlende „Vermarktung dieser Aufforstung“. Um mehr Verständnis für Bäume und Wälder zu schaffen, hätte man hier mehr mit Vereinen, Ratsmitgliedern Schulklassen arbeiten und sie einbinden können. Das reduziert einerseits die Kosten und andererseits vermittelt es einen persönlichen Bezug zur „geschaffenen“ Anpflanzung.

Ingo Wendelken: „Ich erinnere mich, wie wir in den 80er Jahren, im Rahmen einer Schulaktion, Bäume im Lilienthaler Gehölz gepflanzt haben.“

Mara Jekosch: „Eine gemeinsame Bepflanzung war damals mit dem Bürgermeister Tangermann so verabredet worden. Leider hat man dieses Erbe im Rathaus nicht übernommen.“

Bild von Joe auf Pixabay

Weitere Links zu dem Thema:

https://www.weser-kurier.de/landkreis-osterholz/gemeinde-lilienthal/lilienthaler-landwirt-kritisiert-standortwahl-fuer-neuen-wald-doc7nvcvxwjl5z9m4p97h1

https://www.weser-kurier.de/landkreis-osterholz/gemeinde-lilienthal/gemeinde-lilienthal-pflanzt-baeume-auf-dem-friedhofsgelaende-doc7nrbvl5mm54d47bkopg