Wümme Zeitung vom 17.08.19

Wümme Zeitung vom 17.08.19

Wümme Zeitung Artikel 17.08.2019

https://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-anstupser-zum-umdenken-_arid,1853014.html

Mobilitätstage in Lilienthal

Anstupser zum Umdenken

Ein Artikel von Lutz Rode 17.08.2019

„Clever unterwegs – besser leben“ – unter diesem Motto finden vom 15. bis 24. September Aktionen zum Thema nachhaltige Mobilität in Lilienthal statt. Zur Programmgestaltung sollen die Bürger selbst beitragen.

Lilienthal. Angesichts von Abgas-Belastungen der Luft, zugeparkten Straßen und Autos im Dauerstau ist die Verkehrswende derzeit ein Thema in vielen Großstädten. Dass sich aber auch in kleineren Orten im Alltag durch Umdenken einiges bewirken lässt, um die Lebensqualität zu steigern und die Umwelt zu schonen, davon sind Mara Jekosch und Ingo Wendelken überzeugt. Was sich konkret tun lässt, sollen die Mobilitätstage zutage fördern, die die beiden für die Zeit vom 15. bis 24. September in Lilienthal planen. Wie umfangreich das Programm am Ende für die zehn Tage ausfällt, hängt auch davon ab, in welchem Maße sich die Bürger der Gemeinde engagieren. Angebote für Aktivitäten werden gern entgegengenommen.

Die Idee, nachhaltige Mobilität in Lilienthal auf diese Art zum Thema zu machen, ergab sich bei einem Gespräch, das Jekosch und Wendelken unlängst führten. Die Schulelternratsvertreterin der Schroeterschule berichtete dem Ratsherrn der Querdenker über ihre Pläne, den 23. September zu einem autofreien Schultag in Lilienthal zu erklären – sprich Eltern dazu zu bringen, ihre Kinder nicht wie sonst mit dem Auto zur Schule zu kutschieren, sondern sie den Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen zu lassen. Schon länger hatte sich Jekosch an den morgendlichen Staus der Mama- und Papa-Taxis vor einigen Lilienthaler Schulen gestört. Wendelken hielt entgegen, dass er von Tabuzonen für Autos und Verboten nicht viel hält. Man müsse andere Ansätze finden, um Eltern und weitere Lilienthaler davon zu überzeugen, wie sinnvoll und gewinnbringend es für einen persönlich und für die Allgemeinheit sein kann, das Auto auch mal stehen zu lassen und umzusteigen. Jekosch ging auf den Einwand ein, und heraus kam ihre aus zwei Personen bestehende Mobilitäts-Initiative.

Vorbild für die Macher aus Lilienthal ist die Europäische Mobilitätswoche, an der sich seit 2002 jährlich viele Kommunen beteiligen, um den Bürgern die Möglichkeiten der nachhaltigen Mobilität vor Ort vor Augen zu führen und innovative Verkehrslösungen auszutesten. Es ist also kein Zufall, dass sich die Lilienthaler Mobilitätstage größtenteils zeitlich mit der Kampagne der Europäischen Kommission überschneiden, die jährlich für die Woche vom 16. bis 22. September terminiert ist.

Seit zwei Wochen ist das Duo nun dabei, Pläne zu schmieden und Vorbereitungen für die Aktionstage zu treffen, für die Christa Kolster-Bechmann von der Bürgerstiftung und Bürgermeister Kristian Tangermann die Schirmherrschaft übernehmen. „Wir starten einen Testballon und wollen etwas anstupsen. Wir verstehen uns als eine Art Plattform, mit der wir die Menschen zusammenbringen. Vielleicht lässt sich ja etwas bewegen“, sagt Mara Jekosch. „Clever unterwegs – besser leben“ lautet die Überschrift, unter der die Aktivitäten in Lilienthal stehen sollen. Vorgesehen ist unter anderem ein so genanntes Mobilitätsturnier, bei dem es gilt, bei einer Art Schnitzeljagd durch den Ort  Rätsel zu lösen. Verschiedene Stationen sollen dabei über den Zeitraum vom 10. bis 24. September angesteuert werden, entweder zu Fuß oder per Rad. Die Gewinner sollen mit Preisen bedacht werden. Die Initiatoren hoffen darauf, dafür noch einige Sponsoren zu finden.

Thema im Rat

Auf ihr Anliegen will die Initiative beim Herbstfest aufmerksam machen, das am Sonntag, 15. September, von 13 bis 18 Uhr im Ortskern stattfindet. Gern würden die Initiatoren dort mit einem Stand vertreten sein. Wie weit Jekosch und Wendelken das Thema nachhaltige Mobilität fassen, zeigt sich an weiteren Programmpunkten. Es geht nicht nur um Mobilität im Straßenverkehr, sondern auch um Bewegung für den Körper. Wer will, kann während der Aktionstage an einem gemeinsamen Kraft- und Ausdauertraining teilnehmen, in der Gruppe eine sieben oder zwölf Kilometer lange Skaterrunde zurücklegen oder eine Kanufahrt absolvieren. In Murkens Hof soll zudem am Dienstag, 17. September, der Kinofilm „Tomorrow“ gezeigt werden.

Auch die Politik soll sich während der Mobilitätstage mit der Frage befassen, wie es um den Autoverkehr und die Situation für Fußgänger und Radfahrer in Lilienthal bestellt ist. Gesprochen werden soll darüber am Montag, 16. September, wenn der Bauausschuss im Rathaus zusammenkommt. Und auch im Gemeinderat am 24. September soll das Thema auf die Tagesordnung kommen. „Wir haben uns viele Jahre mit der Entlastungsstraße und der Linie 4 beschäftigt. Die Fußgänger und Radfahrer sind dabei etwas vernachlässigt worden“, meint Wendelken.

Dreh- und Angelpunkt der Initiative soll die Internet-Seite sein, die zu den Mobilitätstagen (www.mobilität.eu) erstellt worden ist und nach und nach weiter mit Inhalt gefüllt wird. Dort sollen alle Veranstaltungen aufgelistet und Hintergründe erläutert werden. Wer eine Idee für eine Aktion hat, kann eine E-Mail an geh-mit@gmx.de schicken oder sich telefonisch unter 0172/87 481 83 melden. „Das kann eine Verabredung zum gemeinsamen Joggen sein oder auch das Autohaus, das ein Elektrofahrzeug vorstellen will. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es muss keine große Sache sein“, sagt Mara Jekosch.

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